Heute haben wir den 08.06.2024. Es ist mal wieder Zeit für ein Update. Die Käferrestauration wurde für den Audi50 nochmals kurzzeitig gestoppt. Der Audi50 hatte nämlich ein Problem, welches eigentlich schon 29 Jahre alt ist. Ich erwarb den Audi50 im August 1995. Da hatte bereits ein Vorbesitzer (mit leider null Ahnung) an der Vorderachse zwei Radaufhängungen verbaut vom 1985er Polo II. Und diese waren auch noch unterschiedlich rechts und links.
Also vom Typ86c. Nun sollte man meinen, das alles irgendwie miteinander harmoniert (sprich Teile vom zweier Polo sind relativ gleich zum einser Polo?!?)
Diese Behauptung stimmt zu 80%. Allerdings kann man an den verstärkten neueren Radaufhängungen keine Bremssättel der ersten Generation des Polo1 bzw. Audi50 fahren. Zumindest war das so bei mir aufgrund der Bremsscheiben. Als ich mal neue Bremsbeläge und Scheiben montierte vor etwa 28 Jahren, blockierte plötzlich nach dem Einbau die Bremse. Sprich: Ich konnte gar nicht losfahren. Bremsscheibe zu dick und ich weiß nicht was...
Das liegt unter anderem an dem zu kurzen runden Anguss, wo man das Radlager einpresst. Wenn man nämlich die originalen Bremsscheiben und Sättel der ersten Generation fahren will (so wie es original war), wird man feststellen, das die tieferen Nabentöpfe an den originalen Ankerblechschrauben, am Anguss des Federbeins (neue Version) schleifen werden.
Zum anderen hatten 74er und 75er Audi50 unten am Radlagergehäuse (wo man den Querlenkerbolzen einhängt) nur einen etwa 14mm grossen Konus. Bedeutet: Hier passt dann nur die ganz frühe Querlenkerversion. Bauteil ist mit den späteren Querlenkern gleich, bis auf den Durchmesser des Kugelkopfbolzens (Das wusste ich, und hatte schon die grössere Bolzenversion mit 17mm Konus verbaut). Diese Querlenker wurden von mir schonmal im Jahre 1998 ersetzt.
Es gab jedenfalls immer leichte Vibrationen an der Bremse. Es gab unterschiedliche Bremsscheiben in der Tiefe (Nabentöpfe) und auch in der Dicke (sprich 8mm Scheibenbremsdicke mit tiefem Nabentopf, oder auch 10mm Scheibenbremsdicke mit flachem Nabentopf). Das Problem ist: Nichts ist irgendwo dokumentiert worden. Man hat ab irgendeiner Fahrgestellnummer Änderungen vorgenommen. Früher dürfte es kein Problem gewesen sein, denn man hatte bei Verschleiss ja die originalen Alt-Teile und wusste somit bei Bremsentausch, was verbaut war.
Und dadurch das meine Radaufhängung eben nicht mehr original war, bot sich mir ein Puzzle mit schier unendlich vielen Versionen der Radaufhängung der alten Version und neuen Version und Verwendung der Bremssättelgeneration und Bremsscheibengeneration und Bolzengrössegeneration für die Querlenker und ...
Und jetzt zu der Frage: “Warum macht der das, wenn das Fahrzeug 29 Jahre bremsentechnisch funktioniert hat??”
Diese Frage ist einfach zu beantworten: Beim Bremsen hatte ich immer mit leichten Vibrationen zu tun. All die Jahre. Das machte sich beim Betätigen der Fussbremse stets im Lenkrad bemerkbar durch leichtes Schlagen. Ich dachte immer: Naja, vielleicht ist die Bremsscheibenqualität zweite Wahl oder die Radnaben bzw. Radlager haben leichtes Spiel. Damals waren die Querlenker neu. Diese zog ich daher nicht in Betracht.
Es war jedenfalls von der Bremswirkung absolut ok. Beim TÜV hatte ich stets gleiche Bremswirkung auf dem Prüfstand und die leichten Vibrationen merkte man auf dem Prüfstand nicht.
Jetzt nach 29 Jahren, ging mir die Sache irgendwie immer mehr auf den ”Keks”, denn der Audi befindet sich in einem wirklich guten Zustand nach Motorüberholung und sovielen diversen Reparaturen und Instandsetzungsarbeiten, das ich mich nun auch dieser Sache annahm. Mit Erfolg!!!
Und das war auch das letzte Problem am Audi, welches ich jetzt beheben konnte. Man lernt einfach nie aus.
Auch nicht nach fast 30 Jahren des Fahrzeugs in meinem Besitz.
Hier folgen jetzt noch ein paar Fotos, für diejenigen, die es interessiert. Ich bin mir sicher, die meisten haben ihren gebrauchten Polo1 oder Audi50 mit den originalen Federbeinen erworben und hatten von daher überhaupt keine Probleme in dieser Hinsicht. Man kauft einfach die Sachen, die drin waren.
Die meisten Polo-Freaks können wahrscheinlich nur zwischen verstärkter und unverstärkter Version der Radaufhängung unterscheiden. Ich bis vor kurzem auch!
Kaufst Du mal eine gebrauchte “alte Version” der Federbeine... Das wird schon passen... DENKSTE!
Hier war ich dabei die “falsche” alte Version zu restaurieren. Sprich Rost abschleifen, grundieren und anschliessend matt schwarz lackieren. Natürlich gab es auch noch neue Radlager und Naben. Das ganze natürlich auch noch für die andere Seite.
Bis ich dann beim Einbau bemerkte, das die Bremse wieder nicht mit dem Federbein harmoniert, trotzdem es eine unverstärkte alte Version war.
Ratlosigkeit und “Brainstorming” war angesagt...
Ja und hier sieht man jetzt einen der Hauptknackpunkte. Mein erster Reparaturversuch war ja das im Fahrzeug befindliche verstärkte Federbein mit einem neuen Radlager und Nabe zu versehen.
Um ggf. die Bremsenschwingungen zu beseitigen.
Das Problem lag aber ganz woanders: der runde Teil unter der Radnabe (Guss) ist hier um etwa 5mm zu niedrig. Diese verstärkte Version gab es nur so mit niedrigem Anguss. In Verbindung mit dem Sattel musste ich immer Distanzringe an den Befestigungslaschen des Bremssattels fahren, da ansonsten die Bremse blockieren würde und die Scheibe nicht genau mittig durch den Sattel läuft.
Ich fuhr ja auch jahrelang mit der Bremse des Polo2. Aber auch diese stimmte mich nicht glücklich weil wieder irgendwas nicht harmonierte. Immer benötigte man irgendwelche Ausgleichsscheiben unter der Sattelbefestigung.
Lange Rede, kurzer Sinn: Hier ist nun die alte unverstärkte Version des Federbeins mit etwa 5mm höherem runden Anguss, sodass man die originalen Bremsscheiben fahren kann: Also die mit dem tieferen Nabentopf + Bremssättel der 1.Generation + 17mm Konus unten für den Querlenkerbolzen.
Es gab tatsächlich nur einen Anbieter für diese Version im Internet. Für rechts und links stammen diese Aufhängungen aus ein und demselben Fahrzeug. Nur durch wirklich genaues Hinschauen auf den Anzeigenfotos und durch zigmaliges vergleichen meiner Fotos, konnte ich den Unterschied von 5mm mehr Höhe am Radlageranguss ausmachen.
Hier auf dem Foto, hatte ich schon ein neues Radlager eingepresst.
So... und hier nun die aufbereiteten Versionen für rechts und links. Die Federbeine wurden mit der Maschine gründlich entrostet (immernoch sehr stabil). Es war nur leichter Flugrost zu sehen, welcher sich gut entfernen ließ.
Danach wurden die Federbeine mit Rostschutz grundiert und anschließend mattschwarz lackiert. Dann wurden neue Radlager und Radnaben verbaut.
Aus alten Neuwarebeständen (noch im Originalkarton) erwarb ich zwei!!! Sätze der Bremsscheiben von ATE.
Habe also nochmal zwei Ersatzbremsscheiben.
Die Querlenker sind von der Firma FEBI und sind Neuware. Die Gummis der alten Querlenker waren nämlich rissig.
Hier sind beide Federbeine schon eingebaut. Alles passt endlich zu 100%.
Ich benötige keine Unterlagscheiben mehr zwischen Sattelbefestigung und Radaufhängung. Sämtliche Schwingungen sind beim Bremsen komplett weg. Dies konnte ich auf einer Tour in die Eifel ausprobieren. Bremst wie ein modernes Fahrzeug ohne Ruckeln ohne Zuckeln. Egal aus welchem Geschwindigkeitsbereich das Fahrzeug auch herunterbremst. Der Audi bleibt zudem auch exakt in der Spur. Die Bremsschläuche
wurden mit neu bestellten Gummiringen in die dafür vorgesehenen Halter an den Federbeinen befestigt. So kann sich auch nichts aufscheuern.
Ich bin mit dieser Reparatur sehr zufrieden und man kann endlich beherzt auf die Bremse “latschen”, da er sich jetzt wie ein modernes Auto bremsen lässt. Durch die neuen Querlenker hat der Audi natürlich auch wieder etwas mehr Fahrstabilität. Auf engen kurvigen Eifelsträsschen hab ich alles mögliche ausprobiert und man muss sagen: Der liegt wie ein Brett und ich fühle mich sicher.
-Ende des Reparaturberichts-
Somit kann ich mich jetzt wieder dem VW Käfer widmen.
Man sieht also, wenn man es original haben will, dann hat ein 1983 bis 1985er Federbein in einem 1976er Audi50 oder Polo1 nichts verloren...
Update 02.10.24 : Da es mit den Temperaturen nicht mehr so gut hinhaut, werde ich mich über die Herbst-/Winterzeit mit der Sitzausstattung des VW Käfers beschäftigen.